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- May 16, 2012
16/05/2012 Guest Lecture by Stephanie Kloss: Wohnen war nur Schlafen
Wohnen war nur Schlafen
Als am 29. Oktober 1910 der erste jüdische Kibbuz am See Genezareth in Palästina gegründet wird, soll dort in „Altneuland“ eine bessere und gerechte Gesellschaft entstehen, die auf Gleichberechtigung und harter, landwirtschaftlicher Arbeit beruht. Von anarchisch-zionistischen
Gedanken und der „Freiland“-Bewegung beeinflusst, soll die gesellschaftliche Utopie auch durch eine ideale räumliche Strukturierung umgesetzt werden. Das architektonische Vorbild war eine aus Deutschland importierte flexible Gartenstadtarchitektur, die immer zentralistisch um ein Gemeinschaftsgebäude, den Speisesaal oder das Kulturhaus, angelegt war. Standardisierte kleine Wohngebäude, Kinderhäuser, landwirtschaftliche Anlagen und später Freizeitbauten waren um diese Mitte locker strukturiert. Heute sind nur noch 85 der 270 Kibbuzim in Kooperationen organisiert. Statt Landwirtschaft bringen vor allem Investitionen und Fabriken Arbeit und Gewinn. Externe Arbeitskräfte übernehmen die unbeliebten, harten Tätigkeiten. Der Mythos des Kibbuz existiert nur noch vereinzelt für internationale Freiwillige und in verwandelter Form sozialer Projekte mit benachteiligten Jugendlichen oder Behinderten. Erkennbar ist eine deutliche Entwicklung des Kibbuz hin zu einem „normalen“ Dorf. Die sozialistische Utopie von einer gerechten Gemeinschaft innerhalb der Grenzen Israels scheint gescheitert. Die beispiellosen Spuren architektonischer und gemeinschaftlicher Kibbuzerfahrungen finden sich jedoch auf allen Ebenen der israelischen Gesellschaft.
Stephanie Kloss hat an der TU Berlin Architektur und an der HfG Karlsruhe Medienkunst studiert. Sie arbeitet als Bildende Künstlerin im Bereich Fotografie. Das Projekt „Beyond Eden“ über Kibbuzarchitektur wurde am Bauhaus Dessau und am Goethe Institut in Jerusalem gezeigt.
Mittwoch, 16. Mai 2012, 19.00 Uhr
HafenCity Universität Hamburg
Averhoffstraße 38
Raum 372 (Laterne)
contributors
2011/2012
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Wohnen ist diejenige Form von städtischer Praxis, die private und öffentliche Räume gleichermaßen betrifft. Wohnräume sind dabei nicht nur Privatangelegenheiten – sie transportieren immer auch Vorstellungen von Gemeinschaft und Stadt als Gesamtheit. Städtischer Raum wird dagegen zunehmend bewohnt, viele einst private Lebensbereiche sind mittlerweile dorthin ausgelagert. In einer Betrachtung des …