17/11/2011 Guest Lecture by Ernst Hubeli: Zur Polit-Ökonomie der Seelenkisten

Zur Polit-Ökonomie der Seelenkisten
»Vor über hundert Jahren beschrieb Friedrich Engels, wie und mit welchen Folgen sich die Ausbeutung der Arbeitskraft auf deren Reproduktion ausgeweitet hat – auf das Wohnen. (..) Heute sind die Wohnverhältnisse gesetzlich geregelter, sozial und hygienisch erträglicher. Dennoch ist die Wohnung ein knappes Gut geblieben. Dem normalen Bürger stellt sich nicht die Frage, welche Wohnung er wählen soll, sondern welche ihm übrig bleibt.
Das hat nicht allein mit Leerbeständen zu tun, die sich de facto im Nullbereich bewegen. Der tiefere Grund liegt in der Polit-Ökonomie des Wohnens: Es ist nicht nur gleichgültig, ob schlechte oder gute Wohnungen gebaut werden – die Frage stellt sich gar nicht. Innerhalb der herrschen - den Produktionsbedingungen gibt es weder eine inhaltliche Grundlage noch das Recht auf Wohnen, noch einen Gesellschaftsvertrag über das Wohnen jenseits dessen Disziplinierung. So hat sich die urkapitalistische Wohnbauproduktion weniger reformiert als subversiv unterwandert, um sich im Wesentlichen zu erhalten.«
Ernst Hubeli ist seit 1982 Mitinhaber des Architekturbüros Herczog Hubeli in Zürich; von 1985 bis 2000 war er in der Chefredaktion von ›Werk, Bauen und Wohnen‹, im Anschluss rund zehn Jahre Professor und Leiter des Städtebauinstitut der TU Graz. Sein Büro hat unter anderem die Transformation des Bereichs unter der Züricher Stadtautobahn (Hardtbrücke) in einen öffentlichen Raum geplant und das Konzept des Toni Areals entwickelt, das Lehre, Wohnen, Veranstaltungen und Gastronomie verbindet: Ab 2013 werden dort unter anderem die Zürcher Hochschule der Künste und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ihre Lehre aufnehmen.

Donnerstag, 17. November 2011, 19.00 Uhr
HafenCity Universität Hamburg Averhoffstraße 38
Erdgeschoss, Raum 16 b

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2011/2012

Wohnen als Praxis

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