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- August 1, 2012
St Pauli Code. Zur Produktion von Urbanität - Im Spiel mit Schwellen und Übergängen 2012
Der Stadtteil St. Pauli im Herzen der Hansestadt Hamburgs nimmt eine zentrale Stellung sowohl im Puls der Stadt als auch über die Stadtgrenzen hinaus ein. In medialen Repräsentationen und der außerstädtischen Wahrnehmung steht St. Pauli bei weitem jedoch nicht für den gesamten Stadtteil, in dem die unterschiedlichsten Formen des alltäglichen Lebens stattfinden, sondern hauptsächlich für eine spezifische Straße mit speziellem Flair: der Reeperbahn.
Im Kernstück des Hamburger Rotlichtviertels scheint sich auf den ersten Blick außer Bordellen, Kneipen, Sexshops, FastFood Restaurants, Hotels und Entertainment Clubs keine weitere Nutzung angesiedelt zu haben. Doch auch das Wohnen spielt in diesem Bezirk eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wohnungen befinden sich in fast jedem Gebäude, doch sind diese insbesondere in der nächtlichen Situation, die von Leuchtreklame und Scheinwerferfluten geprägt ist, nicht zu erkennen. Sie verstecken sich hinter den dunklen Fassaden der oberen Stockwerke und in den Hinterhöfen zu denen man entweder durch die Hausflure oder die Durchlässe gelangt. Die Durchlässe sind in der Nacht ebenso unsichtbar wie das Wohnen; eine Grenze der Dunkelheit scheint das nächtliche, kollektive und zumeist öffentliche Treiben vom privaten Wohnen zu trennen.
Die Reeperbahn und deren ökonomische Strukturen funktionieren nach eigenen Gesetzen, nach speziellen Codes, um die die Eingeweihten wissen und die Außenstehenden nicht. Diese Codes beziehen sich auf soziale Beziehungen in Zusammenhang mit räumlichen Strukturen, die die Ökonomie der Straße regeln. Die häufig unausgesprochenen Codes regeln Zugänglichkeiten, Zuständigkeiten und Besitzansprüche. Doch ist nicht nur das ökonomische Gefüge durch Codes geregelt, auch das Wohnen beruht auf Bedingungen, die für diesen Ort, die Reeperbahn, konstituierend sind.
Den Code von St. Pauli verstehen wir hierbei als Ansammlung von Daten, die uns zunächst als verschlüsselt erscheinen und eines Systems der Offenlegung und Lesbarkeit bedürfen. Im Laufe der Studie zu dem Code von St. Pauli sind wir während der unterschiedlichen Phasen der Analyse, durch Beobachtungen, Befragungen und Begehungen auf ein besonderes Phänomen dieses Ortes gestoßen: Übergänge und Schwellen im räumlichen und sozialen Kontext.
Interdisziplinäres Projekt
contributors
Prof. Dipl. Ing. Bernd Kniess
Professor, Urban Design
Dipl.-Ing. Mario Abel
Antonio Brigas
Carolina Heisig
M. Sc. Vanessa Weber
Philipp Wetzel
2011/2012
Wohnen als Praxis
Wohnen ist diejenige Form von städtischer Praxis, die private und öffentliche Räume gleichermaßen betrifft. Wohnräume sind dabei nicht nur Privatangelegenheiten – sie transportieren immer auch Vorstellungen von Gemeinschaft und Stadt als Gesamtheit. Städtischer Raum wird dagegen zunehmend bewohnt, viele einst private Lebensbereiche sind mittlerweile dorthin ausgelagert. In einer Betrachtung des …