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- October 13, 2021
Gestaltung und Design II: WohnWissen Übersetzen
“WohnWissen Übersetzen” beschäftigt sich mit beispielgebenden Formen und Praktiken kollektiven Bauens und Wohnens. Mit dem Begriff “WohnWissen” bezeichnen wir ein ebenso vielfältiges wie disparates Wissen über Wohnen. Diese unterschiedlichen Wissensbestände und -formate kommen in der Regel nur mit Komplexitätsverlust zueinander und führen nur vereinzelt zu gesellschaftlich nachhaltigen Modellen des Bauens und Wohnens.
Die Intention von “WohnWissen Übersetzen” ist deshalb, bestehende Wissensbestände des Wohnens in ihren Wirkungsgefügen zugänglich zu machen, mit dem Ziel, eine Öffentlichkeit für zukunftsweisende Modelle des kollektiven Bauens und Wohnens zu schaffen. Die These, die diesem Vorgehen zugrunde liegt ist, dass es nicht mehr Wissen über Prozesse des kollektiven Bauens und Wohnens braucht, sondern einen Raum, der dieses WohnWissen auch über lokale und nationale strukturierende Grenzen hinaus produktiv miteinander in Austausch bringt.
Als Vermittlungs- und Lehrmedium für das Seminar dient uns hierbei die digitale, wachsende HOOU-Plattform “WohnWissen Übersetzen”. “WohnWissen Übersetzen” lädt dazu ein, neues Wissen zu erarbeiten. Denn die Nutzer:innen sind aufgefordert durch immer neue (An-)Ordnungen unterschiedlicher Materialien bereits bekannte Projekte zu rekonstruieren, unerwartete Verknüpfungen herzustellen und vor allem Übersetzungen zwischen Wissensbeständen und -formaten zu erarbeiten.
„WohnWissen übersetzen“ ist somit ein Experiment des differenzierten Austauschs zwischen unterschiedlichen Fachperspektiven - Urban Design, Europäische Ethnologie, Architektur, Soziologie und Geschichte. Ein Experiment, das mit einem Übersetzungs-Modell das Ziel verfolgt, einen systematischen und langfristigen inter- bzw. transdisziplinären Austausch von WohnWissen in anderen Themenbereichen städtischer Vergesellschaftung zu verankern.
Teilnehmer*innen an dem Seminar WohnWissen Übersetzen werden in Einzel- und Gruppenarbeit bestehende Wissenbestände von vorbildlichen gemeinschaftlichen Wohnprojekten bearbeiten. Wir fragen nach den ‘Gelingensbedingungen’ dieser Wohnprojekte und werden das sich permanent in Bewegung befindliche Dispositiv (Foucault) durch unterschiedlichste Medien untersuchen und darstellen. Das gesammelte und neu-versammelte Material wird dadurch Bestandteil der wachsenden WohnWissen Übersetzen Plattform.
“Debatten um das Gemeinwohl sind als Zeichen von Umbruchsituationen zu werten, in denen das Verhältnis zwischen privaten und kollektiven Interessen als gestört betrachtet wird und neu justiert werden muss“ (Moss et al. In coop disco+ et al. 2020: 10).
Wir befinden uns in einer Zeit, in der Forderungen nach Rendite und Profit den Umgang mit Wohnen, Bauen und dem Boden rahmen. (Wohn)Immobilien sind vor allem in wachsenden Metropolen zur begehrten Wertanlage (internationaler) Finanzinvestments geworden. Diese (globalen) Prozesse wirken sich auch auf die lokale Raumproduktion aus: Haus und Boden gehören meist nicht denen, die darin wohnen. Geht es um Wohnen, dann geht es um Eigentum, Verteilung und Zugänglichkeit. Spekulativer Handel mit Immobilien und die damit einhergehenden hohen Bodenwerte verlangen nach maximaler ökonomischer Auslastung: Um Renditen zu generieren, steigen die Mieten. Prozesse zunehmender Ausgrenzung und Ungleichheit verbinden sich dann zu einem Schlagwort: Krise. Die allgegenwärtige Wohnungs- {und Gewerberaum-) krise jedoch, ist im Wesentlichen eine Bodenkrise (vgl. DIfU 2017; Heinz/Belina 2019). Ungeachtet ihrer Bezeichnungen sind diese Krisen alle mit sozialen Ungleichheiten* und Eigentumsverhältnissen verknüpft: “Forms of land ownership are many and have changed through history [...] From time to time, land ownership becomes a social issue and is debated” (Haila 2016).
Wenn aber der Privatnutz auf Kosten der Vielen überstrapaziert wird, werden Forderungen nach alternativen Wohn-, und Baumodellen mit Werten wie “Solidarität, Gemeinschaft, Selbstwirksamkeit, Teilhabe” (Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung) und Vielfalt lauter. So kommt der Begriff des Gemeinwohls derzeit sowohl in Planungs-, und Politikdebatten als auch in akademischen, aktivistischen und praxisorientierten Diskursen erneut ins Spiel. Wie wird Gemeinwohl (oder common good) definiert – und von wem?
Wir untersuchen Modelle des Gemeinwohls im gemeinschaftlichen Wohnen und Bauen und nehmen dabei bauliche, planerische, organisatorische, finanzielle, juristische, historische, moralische und soziale Ebenen in den Blick. Folgende Fragen könnten dabei leitend sein: Welche Kooperationen braucht es, um das Gemeinwohl nicht nur zu definieren, sondern zu bauen und zu bewohnen? Wie können Räume langfristig und bezahlbar für und durch alle Beteiligten gesichert und weiterentwickelt werden? Welche Verknüpfungen bestehen zwischen dem gemeinschaftlichen Wohnen und „einer Neuverteilung von Ressourcen, Mitspracherecht und Macht“ (Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung)? Welche Instrumente von privater und öffentlicher Seite gibt es, um Haus und Grund für das Gemeinwohl zu sichern? Welche kollektiven Eigentums- und Organisationsformen gibt es? Welche Ein- und Ausschlussmechanismen liegen Modellen des Gemeinwohls zugrunde?
In einem ersten Probedurchlauf auf der neu entwickelten HOOU-Plattform WohnWissen Übersetzen suchen wir bestehendes Wissen über Modelle des Gemeinwohls zu erschließen, entlang von Projekten oder Themenschwerpunkten neues Wissen zu erarbeiten und auf der Plattform verfügbar zu machen.
*soziale Ungleichheit meint eine ungleiche Verteilung materieller und immaterieller Ressourcen (Einkommen, Vermögen, Eigentum, Bildung, Gesundheit), die ungleiche Lebens- und Verwirklichungschancen (re)produzieren
Mittwochs 12:00-14:15 Uhr
HVP-3.110 / Seminarraum VI
Photo by Nina Manz
contributors
2021/2022
Terrapolis

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Cities are coproduced by multiple socio-ecological processes, and they are marked by the dense manifestations of interactions and coevolution of human and more-than-human life. Recently, the COVID-19 pandemic exposed multiple dimensions of the interconnectedness of life and the unanticipated consequences of expansive urbanization processes and accelerated mobility flows. So, how could this …