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- August 1, 2013
URBANE KÜNSTE. Im Spannungsfeld von Kunst und Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung 2013
Das Zusammenspiel von Kunst, Urbanität und Nachhaltigkeit: Ein Anspruch, der seitens einer Stadtplanungspraxis erhoben wird, die künstlerisch-interventionistische Projekte zielgerichtet einsetzt, um im Städtewettbewerb und Metropolenranking Schritt halten zu können. Die Untersuchung spürt den Bedeutungen und den Schnittstellen der Begriffe Kunst, Nachhaltigkeit und Urbanität anhand der Kunstinstitution ›Urbane Künste‹ und den von ihr initiierten künstlerischen Interventionen nach. Felder, die zunächst als getrennte Entitäten erscheinen, erleben in der Beschreibung ihrer möglichen Überschneidungen, Vermischungen und Überlagerungen eine neue Relevanz. Über das Verständnis von Kunst und Urbanität gibt es eine Vielzahl von Positionen, die sich innerhalb der Auffassungen zu ›Kunst im öffentlichen Raum‹ entfachen und dort beginnen, wo Kunst die modernistischen Institutionen wie das Museum verlässt und offene Stadträume betritt. Ebenso wie die Transformationen im Feld der Kunst befinden sich die Kunstinstitutionen und ihre programmatischen Strukturen im Wandel. Sie bedürfen neuer Konzeptionen zur Aushebelung fester Kategorien hin zu Interdisziplinarität und dem Dazwischenliegenden, hin zur Erprobung hybrider Formate. Die Herstellung von Öffentlichkeiten, die eng an deren Fragmentierung geknüpft ist, transformiert hierbei zu laborhaften Versuchen. Theorie und Praxis, Wissen und Kunst, Planung und Politik bilden Schnittstellen, an denen Bedeutungen, Strategien und Ziele verhandelt werden.
Mit Rückgriff auf ›Montage als Methode und Reflexionsmedium‹ (A) wird die Analyse des Zusammenspiels von Kunst, Urbanität und Nachhaltigkeit anhand einer empirischen Untersuchung der Kunstorganisation ›Urbane Künste Ruhr‹, die als ein Baustein der Nachfolge der Kulturhauptstadt RUHR.2010 entstanden ist, aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Drei Ebenen werden hierbei in der empirischen Untersuchung (B) unterschieden: Erstens das Verständnis von Nachhaltigkeit in Bezug auf die Strukturen, aus denen die Kunstinstitution ›Urbane Künste Ruhr‹ hervorgegangen ist (L-Scale), zweitens worauf sich Nachhaltigkeit in der Konzeption des Programms von ›Urbane Künste Ruhr‹, als vermittelnde Instanz zwischen den Strukturen und der Umsetzung künstlerischer Projekte, bezieht (M-Scale) und drittens ein Vergleich dreier unterschiedlicher interventionistischer Kunstprojekte von ›Urbane Künste Ruhr‹, die sich an den Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft sowie performativer und installativer Kunst bewegen (S-Scale): Welche Ebenen der Wirkung vermag Kunst zu erzeugen, sowohl auf den gegenwärtigen Moment als auch auf die Zukunft gerichtet? Welche Momente der dauerhaften und flüchtigen sowie festen und flüssigen Vernetzungen und den dazwischen liegenden relationalen Erscheinungsformen kann Kunst in Hinblick auf Partizipation und Kollektivbildung eröffnen? Wo liegen Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen Kunst, Urbanität und Nachhaltigkeit. Können künstlerische Praktiken im öffentlichen Raum andere veränderte Materialitäten und Ästhetiken herstellen? Welche Situationen vermag Kunst im urbanen als öffentlichem Raum durch ihre Performativität zu erzeugen?
Das Einlösen des Versprechens um die Nachhaltigkeit von Kunstproduktion ist auf den ersten Blick von nicht zu vereinbarendem geprägt, doch ist es auf den zweiten Blick oft nicht so, wie es scheint. Über das Verständnis von ›nachhaltiger Kunst‹ besteht kein einheitlicher Ausgangspunkt, vielmehr werden Kunst und Nachhaltigkeit jeweils disziplinär betrachtet: Wo Nachhaltigkeit das Beständige und Feste postuliert, soll zeitgenössische Kunst die Grenzen zum Fließen bringen; wo Nachhaltigkeit auf naturwissenschaftlich-technischen Messungen, Kennzahlen, Analysen, Bewertungen, Indikatoren und Methoden beruht, soll Kunst frei von rationalen Systemen und gerade ihre Nicht-Messbarkeit ein Identifizierungsmerkmal sein; wo Nachhaltigkeit die Systeme auf Suffizienz als Verzicht und Genügsamkeit einstellen soll, ist Kunst auf Opulenz, auf Fülle und Verschwendung ausgerichtet; wo Nachhaltigkeit im Sinne von Langfristigkeit und Dauerhaftigkeit auf eine (ferne und) mittelbare Zukunft gerichtet und somit Projektion ist, deren Handlungen jedoch im Jetzt stattfinden müssen, wird an Kunst der Anspruch von Kurzfristigkeit und Flüchtigkeit gestellt, indem Kunst unmittelbar in Erscheinung tritt und sich dort zeigt, wo sie geschieht – als Handlung im Jetzt; wo Nachhaltigkeit sich auf die Gegebenheit von Realität und somit auf eine vermeintlich reale Größe bezieht, favorisiert Kunst die Inszenierung und das Spiel mit den Wirklichkeiten; wo Nachhaltigkeit als ökologische Grundformel die Abkehr vom Fortschritt postuliert und als politische sowie unternehmerische Legitimationsstrategie im Sinne von Verantwortung auf Bodenständigkeit und das rechte Maß bezieht, ist Kunst avantgardistisch und experimentell als ›Vorhut‹ auf Fortschritt und Radikalität gegenüber den Verhältnissen ausgerichtet.
contributors
Prof. Dipl. Ing. Bernd Kniess
Professor, Urban Design
Prof. Dr. Kathrin Wildner
Professor, Culture Theory and Cultural Practice
M. Sc. Vanessa Weber
2012/2013
Stadt als Ressource

Die Stadt als Ressource besteht aus gebauten Räumen, sozialen Strukturen, ökonomischen Netzwerken, politischen Prozessen, die allesamt Potentiale für Weiterentwicklungen in sich bergen. Sie ist Materiallager, Marktplatz, Verkehrsinfrastruktur, öffentliche Institution. Und sie hat BewohnerInnen, die diese als Ressourcen nutzen, umdeuten und verändern. Der Begriff Ressource zielt dabei nicht …